Uralte Tradition
Die Ursprünge des Maibaumaufstellens sind nicht mehr genau zu erforschen. Aber ob es sich nun eigentlich um ein heidnisches Fruchtbarkeitsritual, eine Heiratsmesse oder einfach nur ein Freudenfest zum lang ersehnten Frühling handelt - das Errichten eines Holzstammes um den 1. Mai herum ist in vielen Ländern seit Jahrhunderten bekannt.
Eine Frage der Ehre
Die Baumstämme, die als Maibaum dienen sollen, müssen schon frühzeitig vor dem Aufstellen geschlagen werden. Die Dorfgemeinschaft muss nun extrem vorsichtig sein, dass das gute Stück nicht von der Nachbargemeinde gestohlen wird. Dies geschieht trotz Bewachung und verheimlichtem Aufbewahrungsort relativ häufig. So leicht lässt sich ein 30 m hoher Stamm ja nicht verstecken. Das Stehlen sollte zwar auch nicht so einfach vor sich gehen, zumal es auch gegen die Ehre der Burschen und Mädel geht, sich austricksen zu lassen. Wenn es doch so weit kommt, gibt es feste Regeln, wie der Baum ausgelöst werden kann. Auch die Diebe müssen sich an die Rückgabeverhandlungen halten.
Der Baumschmuck
Je nach Gegend werden Maibäume bemalt oder mit Bändern geschmückt - in Franken sind die Stämme häufig rot-weiß gewendelt, andernorts in Bayern eher weiß-blau. Manche Ortschaften belassen den Stamm mit Rinde oder grob entrindet ohne Malerei. An der Spitze bleibt entweder ein Teil der Baumkrone, oder man ersetzt diese durch ein Wappen oder Zunftzeichen. Solche Zeichen finden sich häufig auch rechts und links am Baum - eine Remineszenz an die im Mittelalter wichtigen Handwerkervereinigungen, die den Ortschaften Reichtum und Ansehen brachten. Mit grünen Girlanden umwundene Kränze symbolisieren Fruchtbarkeit und Wachstum, das man sich im Frühjahr für Flora und Fauna wünscht.
Handarbeit beim Aufstellen
Trotz versicherungstechnischer Bedenken wird der Maibaum vielerorts immer noch ohne jegliche technische Hilfe aufgerichtet. Zwei lange dicke Stangen, sog. "Schwaibeln" werden zu "Scheren" zusammengebunden. Der Stamm liegt auf dem Verbindungsseil und wird Stück für Stück hochgehievt. Erfahrene Männer (oder neuerdings auch immer mehr Frauen) geben die Kommandos, in welche Richtung der Stamm ausgerichtet werden muss. Je höher der Baum desto größer die Ehre, aber leider sehen sich viele Veranstalter gezwungen, zur Absicherung entweder die Baumhöhen zu beschränken oder aber doch einen Kran mit zu verwenden.
Maibaumfeste
Kein Fest ohne Speis und Trank, und auch die Musik darf nicht fehlen. Der veranstaltende Verein sorgt für das richtige Ambiente mit Bierausschank und Grillgut. Ist ein Trachtenverein vor Ort, kommen auch Volkstänze zur Aufführung. Die jungen Leute in einigen Gemeinden des südlichen Niederbayern messen ihre Geschicklichkeit und Kraft auch beim Maibaumkraxeln und zeigen, wie schnell und hoch sie mit nackten Füßen ohne Hilfsmittel auf den Stamm klettern können.